„Land service“ – gute Landwirtschaft für alle

In Kirpal Sagar wird „land service“ als Aufgabe verstanden, die natürlichen Ressourcen schonend einzusetzen und Kreislaufsysteme zu entwickeln, die zu einer nachhaltigen Landwirtschaft führen. Von guten Lösungen sollen vor allem die Bauern in der Umgebung profitieren. Kirpal Sagar sieht sich in der Verantwortung, zur Entwicklung der umliegenden Dörfer und der Region beizutragen, Armut zu bekämpfen und für eine gesunde Umwelt zu sorgen.

So wird derzeit modellhaft eine Ackerfläche für Mischkultur entwickelt, auf der Obstbäume zusammen mit Gemüse und Blumen kultiviert werden.

Eine Gruppe von Europäern macht sich im Feb. 2019 einen persönlichen Eindruck von den ersten Anpflanzungen auf der Modellfläche.

Die Mischkultur befördert das gegenseitige Wachstum, optimiert das Mikroklima und bringt Erträge zu verschiedenen Zeiten, die das Einkommen der Bauern saison- und marktunabhängiger machen. Gemüse, Früchte und Blumen können zur Eigenversorgung geerntet oder vermarktet werden. Die verschiedenen Kulturen und vielfältige Fruchtfolgen verhindern das Auslaugen des Bodens, Kräuter und spezielle Blumen werden gegen Schädlinge und Krankheiten eingesetzt. Mit dem Anbau von Leguminosen, die den Boden mit Stickstoff anreichern, Gründüngung und der Zuführung von Rindermist, Presskuchen aus Neem und dem Einarbeiten weiteren organischen Materials wird die Fruchtbarkeit des Bodens erhalten und gestärkt. Die Fläche wird von Nutzholzbäumen wie Teak und Mahagoni oder auch Sandelbäumen umrahmt, deren Edelholz nach 8 (Teak) bis 15 (Mahagoni) Jahren verkauft werden kann. Die Bäume wachsen anfangs sehr schlank und hoch, so dass sie das Wachstum der anderen Pflanzen nicht mit zu starkem Schattenwurf stören. Dennoch bieten sie Schutz gegen Wind und extreme Wettereinflüsse.

Zwar wird die landwirtschaftliche Arbeit in der Region überwiegend noch per Hand ausgeführt, trotzdem sollen die Möglichkeiten einer effektiven Bearbeitung durch den Einsatz von Landmaschinen genutzt werden, der auch im Punjab immer üblicher wird. Bei der Anlage der Modellfläche wurde darauf geachtet, Pflanzabstände und Bodenaufteilung an eine teils maschinelle Bewirtschaftung bei einzelnen Arbeitsschritten anzupassen. So kann beispielsweise ein Traktor zwischen den Gehölzreihen fahren und für die mechanische Unkrautbekämpfung eingesetzt werden.

Die Kleinbauern können von den Erträgen ihrer durchschnittlich 1-2 Hektar großen Flächen derzeit kaum mehr leben. Die in den Jahrzehnten seit der so genannten Grünen Revolution in den 1960er Jahren auf chemische Düngung und den Einsatz von Pestiziden setzende Landwirtschaft stößt längst an ihre Grenzen. Die Böden haben ihre Fruchtbarkeit verloren und sind mit Chemikalien belastet. Der Grundwasserspiegel ist dramatisch gesunken. Von der steigenden Produktivität haben die Bauern wirtschaftlich nicht profitiert und leiden zudem an schweren Krankheiten durch den täglichen Kontakt mit Chemikalien und deren jahrzehntelanger Ansammlung in Wasser und Boden. Einzelne gute Beispiele in der Umgebung von Kirpal Sagar zeigen jedoch, dass mit nachhaltigem Anbau ein Umsteuern in der Landwirtschaft möglich ist und sich ein gutes Einkommen auch auf solch kleinen Flächen erzielen lässt. Kirpal Sagar demonstriert mit diesem Vorhaben ganz praktisch, wie das gelingen kann, und teilt die Erfahrungen mit den Menschen vor Ort und Interessierten aus weiter entfernten Landstrichen.

Die Bauern werden eingeladen, sich die Fläche anzusehen und über die Vorteile und Möglichkeiten dieser Bewirtschaftungsform auszutauschen. Ziel ist es, dass sie erfolgreiche Praktiken übernehmen können. Dabei ist eine behutsame und individuelle Anpassung notwendig, um das Risiko von Missernten oder Umstellungsrückschläge auszuschließen, die sie wirtschaftlich nicht verkraften könnten.
Eine Familie wird die Farm bewohnen und dafür sorgen, dass interessierte Bauern und Bewohner jederzeit die Entwicklungsschritte und die Bearbeitung der Mischkulturfläche besichtigen und Informationen erhalten können. Zudem sollen Feldbegehungen und Führungen angeboten werden, fachlicher Austausch und Beratungen werden organisiert. Das Projekt wird von Fachleuten begleitet.

Zukunftsweisend ist außerdem die geplante Tröpfchenbewässerung, mit der sehr viel Wasser eingespart und gleichzeitig eine bessere Versorgung der Pflanzen garantiert wird, mit dem Ergebnis deutlich höherer Erträge. Die Wasserpumpe wird vorbildlich mit Strom aus einer Photovoltaik-Solaranlage betrieben. So kann auf den Einsatz von Diesel verzichtet werden. Denn die Preise liegen nur unwesentlich unter denen in Europa und sind daher im Verhältnis zum Einkommensniveau extrem hoch. Abgase und Lärm werden zudem vermieden, und man ist vom Einkauf des Treibstoffs unabhängig.

Die Entwicklung der Mischkulturfläche und des gesamten Vorhabens wird regelmäßig dokumentiert. Wir werden weiter berichten.