Der innere und der äußere Mensch
Vortrag von Sant Kirpal Singh in Franklin, USA, 11.10.1963
Die Religionen wurden vom Menschen zu seiner moralischen und spirituellen Entwicklung geschaffen. Sie wurden für den Menschen geschaffen, nicht der Mensch für sie. Man schließt sich einer Religion an, um Gott zu erkennen – das ist das höchste Ideal des Menschen. Mit dem menschlichen Körper haben wir eine goldene Gelegenheit erhalten, denn nur in ihm kann man Gott erkennen, in keiner anderen Form. So sind wir alle hier glücklich zu nennen, dass wir den menschlichen Körper haben, und wir haben uns auch verschiedenen Religionen angeschlossen, um das Ziel des Lebens zu erreichen. Wir sollten jetzt prüfen, wie weit wir diesem Ziel, das wir uns gesteckt haben, näher gekommen sind.
Es kommt mit Gewissheit der Zeitpunkt, dass wir den Körper verlassen werden. Der Körper ist nichts Dauerhaftes, er besteht aus Materie. Materie besteht aus Elementen und Atomen; sie setzt sich aus vielen Bestandteilen zusammen, die sich einmal wieder voneinander trennen werden. Materie unterliegt der Veränderung. Wir wohnen in diesem menschlichen Körper. Wir sind nicht der Körper selbst, sondern sein Bewohner. Was sind wir? Bewusste Wesen. Dieses bewusste Wesen oder unser wahres Selbst, wie wir es auch nennen können, besteht nur aus einer Substanz – aus Bewusstsein. Was nur aus einem einzigen Bestandteil besteht, kann natürlich nicht geteilt oder aufgelöst werden, es besteht für immer und ist unveränderlich. Aber der Körper, den wir tragen, ändert sich jeden Augenblick unseres Lebens. Es heißt, dass sich sämtliche Zellen unseres Körpers innerhalb von sieben Jahren erneuern. Das gesamte Universum besteht ebenfalls aus Materie, die sich mit derselben Geschwindigkeit verändert wie die Materie, aus der unser Körper besteht. Gott aber ist reines Bewusstsein, das nur aus einer Substanz besteht und deshalb nicht zerfallen oder aufgelöst werden kann, es ist ewig. Gott ist also ewig, unwandelbar, und da unsere Seele wesensgleich mit Gott ist, ist auch sie ewig. Doch der Körper, den wir tragen, unterliegt dem Wandel.
Sie werden feststellen, dass alle Meister dasselbe sagten, jeder in seiner Sprache. Soami Ji sagt uns: „Oh Seele, du bist die Essenz von etwas, das ewig ist.“ Ähnliches steht im Guru Granth Sahib: „Wir sind der Geist im Menschen. Der Geist ist unsterblich, warum haben wir Angst, dass wir sterben müssen?“ Wir sind also auch ewig, unsterblich. Da unsere Seele Bewusstsein ist, ist ihre wahre Heimat natürlich das reine Bewusstsein, die wahre Heimat unseres Vaters. Doch die Seele wurde von Gemüt, Materie und Sinnen umgeben und identifizierte sich so sehr damit, dass wir nun nicht mehr zwischen uns selbst und unserem Körper unterscheiden können. Der Körper verändert sich. Wir haben uns mit dem Körper identifiziert, und nun denken wir, wir seien unsterblich. Das aber ist ein Abglanz des Göttlichen in uns. Wir denken nicht ans Sterben. Die Seele kann niemals sterben, aber eines Tages wird sie den Körper verlassen. Unsere alltägliche Erfahrung zeigt uns, dass unser Körper so lange funktioniert, wie wir darin leben, und wir leben darin, solange uns eine lenkende Kraft im Körper hält.
Der menschliche Körper ist ein wunderbares Haus, in dem wir leben. Er hat neun Öffnungen: zwei Augen, zwei Ohren, zwei Nasenlöcher, den Mund und zwei weitere unten, aber trotzdem können wir ihn nicht verlassen. Es ist ein wunderbares Haus, in dem wir leben. Der Atem geht nach draußen und wird wieder in den Körper zurückgestoßen, er kann nicht draußen bleiben. Es gibt eine Kraft, die ihn in den Körper zurückholt. Diese lenkende Kraft wird mit verschiedenen Namen benannt: Gott – und so vielen anderen Namen.
Im menschlichen Körper können wir also Gott erkennen, aber zuerst einmal müssen wir unser eigenes Selbst erkennen, denn nur die Seele kann Gott erkennen. Nur Gleiches kann Gleiches erkennen. Wie ich jedoch bereits sagte, sind wir so sehr mit Gemüt, Materie und den Sinnen identifiziert, dass wir nicht zwischen uns und unserem Körper unterscheiden können. Wir sagen zwar: „Ich bin nicht der Körper, ich bin nicht der Intellekt, ich bin nicht die Lebensströme (Pranas)“, aber sind wir in der Lage, uns selbst zu analysieren? Wir sagen: „Das ist mein Mantel, das ist meine Uhr, das ist mein Hut.“ Sie können diese Dinge ablegen, wenn Sie wollen. Wir sagen auch: „Das ist mein Körper.“ Können wir ihn aber ablegen? – Eines aber können wir beobachten: dass ein Zeitpunkt kommt, an dem man den Körper verlassen muss und er zum Friedhof getragen wird, entsprechend dem Brauch der jeweiligen Religion. Was ist es also, was diesem Körper Leben gibt – das, was wir sind? Alle Meister sagen, dass diese Welt vergänglich ist, sie besteht nicht für immer. Wir alle unterliegen einer großen Täuschung: die Gebildeten ebenso wie die Ungebildeten, die Alten wie die Jungen, die Reichen wie die Armen. Und warum unterliegen wir dieser Täuschung? Weil wir uns nie selbst erkannt haben. Wir sind die Bewohner des Körpers. Er besteht aus Materie und ändert sich ständig mit derselben Geschwindigkeit, mit der sich die ganze Welt (um uns) verändert. Da wir uns mit dem Körper identifiziert haben, der sich mit derselben Geschwindigkeit verändert wie die ganze Welt, erscheint es uns, als sei er unwandelbar. Es ist so, wie wenn Sie in einem fahrenden Zug sitzen und ein zweiter Zug mit derselben Geschwindigkeit neben ihm fährt – das passiert manchmal. Man meint dann, beide Züge würden stehen, obwohl sie in Wirklichkeit beide gleich schnell fahren. Das ist also die Täuschung, aus der wir herauskommen müssen.
Guru Nanak sagt: „Solange wir uns nicht selbst erkennen, unterliegen wir alle einer großen Täuschung.“ Wie können wir uns aus dieser Täuschung befreien? Sie müssen nur wissen, wie Sie den Zug verlassen können. Wer den Zug verlässt, sieht, dass der Zug sehr schnell fährt. Das ist also die Täuschung, in der wir uns alle befinden. Alle Meister, die in der Vergangenheit kamen, hatten als Leitmotiv: „Erkenne dich selbst!“ Christus sagte es, ebenso Guru Nanak; es steht in den Upanishaden, und ebenso heißt es bei den alten Griechen: „Gnothi seauton.“
Die Meister kamen also, um die Menschen zu erwecken: „Oh Mensch, du hast dich so mit dem Körper, den Sinnen und den Vergnügungen identifiziert, dass du dich selbst vergessen hast.“ Der menschliche Körper ist der höchste in der ganzen Schöpfung – in ihm können Sie sich selbst erkennen. Wie? Indem Sie den Bereich der Täuschung verlassen – durch Selbstanalyse, indem Sie sich über das Körperbewusstsein erheben. Wie macht man das aber? Das ist der entscheidende Punkt! Wir werden eines Tages den Körper verlassen, und zwar alle – ohne Ausnahme. Aber wenn wir jetzt lernen, wie man den Körper verlässt, dann ist dieses Rätsel des Lebens gelöst. Wenn wir wissen, wie wir den Körper verlassen können, werden wir die Kraft erkennen, die uns im Körper erhält und lenkt. Wir werden dann zum bewussten Mitarbeiter am Göttlichen Plan. Das sagen alle Meister. Maulana Rumi sagt: „Oh Seele, du bist ein Bewohner der wahren Heimat deines Vaters, die unveränderlich und ewig ist, und hängst doch in Staub und Materie fest. Warum wachst du nicht auf?“ Weiter sagt er: „Es ist eine Schande für euch,“ – er benutzt das Word „Schande“ – „obwohl ihr Söhne und Töchter Gottes seid, seid ihr weit von eurer Heimat entfernt, euer Gemüt und eure Sinne haben euch weit von eurem Vater weggebracht.
Dort wo ihr seid, in der Fremde, vergesst ihr eure Heimat völlig. Erinnert euch also an eure Heimat und denkt daran, wer ihr seid!“ Wie können wir das? In den Schriften finden wir: „Werdet still und erkennt, dass ihr Gott seid!“ Wir sind Geist im Menschen, wir sind bewusste Wesen, doch wir sind so sehr mit dem Gemüt, dem Körper und den Sinnen identifiziert, dass wir uns selbst vergessen haben. Ein Heiliger sagte: „Ihr habt ein schlimmes Verbrechen an euch selbst begangen.“ Was für ein Verbrechen? Ihr seid der Bewohner des Körpers und habt diesen Bewohner vergessen: euch selbst! Was wir jetzt tun, tun wir auf der Ebene des menschlichen Körpers. Wenn ihr ein kleines Kind, das drei oder vier Jahre alt ist, fragt: „Wer bist du?“, macht es nur große Augen und öffnet den Mund. Es empfindet etwas hinter der Stirn. Wenn man diesen Menschen Jahre später fragt, wer er sei, wird er sagen, er sei Herr Schmidt oder Herr Müller, er sei Deutscher, Österreicher, Franzose oder Inder. Er hat dann vergessen, wer er ist. Das ist Täuschung. Ihr könnt es auch Vergessen oder Unwissenheit nennen, und diesen Zustand müssen wir überwinden. Das geht nur, indem Sie sich analysieren (Ihr Selbst von Ihrem Körper trennen).
Alle Meister, die in der Vergangenheit kamen, sagen uns dasselbe, natürlich in der Sprache ihrer Zeit. In den Schriften können wir lesen: „Sammelt eure Schätze im Himmel!“ Die Schätze dieser Welt werden von Motten und Rost zerfressen, aber dort ist ein Ort, wo Motten und Rost nichts ausrichten können. Dort ist der geeignete Ort, Schätze anzusammeln. Weiter sagen sie: „Solange ihr nicht euch selbst verliert, könnt ihr das ewige Leben nicht erlangen.“ Das Leben, das wir führen, ist also ein oberflächliches Leben auf der Ebene des menschlichen Körpers, ohne dass wir jemals nach innen eingedrungen wären (und gesehen hätten), wer oder was wir sind. Wir klammern uns an die äußere Schale der Walnuss und achten nicht auf ihren Kern.
Der Mensch hat drei Aspekte: Er hat den Körper, der aus Materie besteht, er hat den Intellekt, und der Mensch ist die Seele – die verkörperte Seele. Wir haben also das große Glück, einen menschlichen Körper erhalten zu haben. Was den weltlichen Besitz betrifft, haben wir große Fortschritte gemacht. Mit dem Intellekt machen wir wunderbare Erfindungen, aber wenn wir bei all dem jemanden fragen, wie er sich spirituell entwickelt hat, weiß er nicht einmal, wovon wir reden. Wir leben wie die Epikureer nach dem Motto: „Esst, trinkt und seid fröhlich!“, ohne uns um unser wahres Selbst zu kümmern. Es gibt im Leben bestimmte Werte, von denen einige äußerst wichtig, manche weniger wichtig und andere ganz unwichtig sind.
Der menschliche Körper ist also ein Geschenk Gottes und hat den höchsten Rang in der Schöpfung. Dass wir ihn erhalten haben, ist eine goldene Gelegenheit, denn nur in ihm können wir Gott erkennen. Kabir sagt: „Erhaltet ihn so lange wie möglich! Wenn er euren Händen erst entglitten ist, wird es schwierig sein, einen neuen zu erhalten.“ Die alten Rishis haben sich darum bemüht, sie wurden mindestens hundert Jahre alt. Ein anderer Meister sagte: „Pflegt das Pferd, auf dem ihr reitet!“ – „Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper!“ Wir müssen uns also um unseren Körper kümmern, wir dürfen ihn nicht vernachlässigen. Aber gleichzeitig müssen wir beachten, dass wir selbst nicht der Körper sind, sondern der Bewohner des Körpers. Es steht geschrieben: „Ist nicht der Körper mehr als die Kleidung und das Leben mehr als das Fleisch?“ Ist nicht alles, was wir besitzen, weniger wichtig als unser Körper? Und sind wir nicht noch wichtiger als unser Körper? Wenn euer Haus in Flammen steht und ihr mit dem nackten Leben davonkommt, dankt ihr Gott, dass ihr gerettet wurdet. Euer ganzer Besitz ist verbrannt, aber ihr werdet sagen: „Gott sei Dank, ich bin gerettet!“ Der Körper ist also mehr wert als Hab und Gut. Wenn ein Unfall geschieht, (und wir verletzt wurden) – Gott möge es verhindern! – sagen wir: „Gott sei Dank, ich bin gerettet!“ Denn unser Leben ist noch wertvoller als der Körper. Aber wie verhalten wir uns? Wir kümmern uns Tag und Nacht, 24 Stunden lang, nur um unsere äußeren Besitztümer und die Pflege und Versorgung unseres Körpers. Aber nie kümmern wir uns auch nur ein bisschen um unser Selbst. Wer könnte sagen, wir seien weise?
Sie selbst sind also der wertvollste Schatz in diesem menschlichen Körper. Man könnte sagen, Gott bewahrt diesen Schatz in mehreren, ineinander geschachtelten, verschlossenen Behältern auf. Wenn man einen wertvollen Edelstein besitzt, legt man ihn in ein Kästchen, dieses in ein zweites, dann noch in ein drittes. Ähnlich bewahrt Gott die Gestalt Christi in uns auf – unser Selbst und die lenkende Kraft, die uns im Körper erhält. Der erste „Behälter“ ist eine Eisenschatulle, das ist dieser physische Körper. Darin befindet sich der nächste, der Astralkörper, und darüber hinaus haben wir noch den Kausalkörper. Wir, das Wertvollste, befinden uns also im Innern dieser drei Schatullen. Um unser Selbst erkennen zu können, müssen wir uns ihrer entledigen.
Prophet Mohammed sagte: „Gott sagt: ‚Ich bin der Schatz, der in euch verborgen liegt.‘“ Ihr seid Gott im Menschen, ihr seid der Geist im Menschen. Wenn man sich aus diesen drei „Behältern“ befreien kann, weiß man: „Der Vater ist in mir, und ich bin im Vater – ich und mein Vater sind eins.“ – „Der Sohn ist in der Farbe des Vaters gefärbt. Der Vater spricht durch den Sohn.“ Diese Erfahrung werden Sie erhalten, doch wann? Wenn Sie sich über diesen Körper erheben. Der Makrokosmos ist im Mikrokosmos des menschlichen Körpers. Wir müssen dieses Geheimnis des Lebens lösen: Was sind wir? Wer sind wir?
Wir haben eine bestimmte Wertvorstellung in unserem Leben, und physisch und intellektuell haben wir uns wunderbar entwickelt. Aber wir haben nur wenig oder gar nichts für unser Selbst getan. Bei der Erforschung des Körpers haben wir große Fortschritte gemacht, wir haben viele Lehrsysteme entwickelt, die erklären, wie man den Körper erhält, wie er funktioniert, woran es liegt, wenn er aus dem Gleichgewicht gerät und wie das Gleichgewicht wiederhergestellt werden kann. Wir haben viele solcher Systeme, das älteste ist das Ayurveda, dann kommt das Unani-System, dann die Allopathie, die Homöopathie, die Naturheilkunde und viele andere, sie alle sind nur dazu da, euren Körper zu erhalten. Auf intellektuellem Gebiet haben wir wunderbare Fortschritte gemacht. Mit Hilfe des Rundfunks können wir Stimmen über Tausende von Kilometern hören. Im Fernsehen können wir den, der spricht, auch noch gleichzeitig sehen. Durch die Flugzeuge ist die Erde klein geworden, in ein paar Stunden können wir vom einen Ende der Welt zum anderen reisen. Wir können die Erde sogar in Stunden umkreisen. Ist es nicht großartig? Jetzt (1963) versuchen wir, den Mond zu erreichen. Doch bei all diesem Fortschritt: Sind wir glücklich? Nein. Jeder Mensch ist unglücklich. Guru Nanak sagt: „Die ganze Welt ist unglücklich.“ Kabir sagt: „Ich habe nicht einen Menschen gesehen, der glücklich ist, nachdem er in den menschlichen Körper geboren wurde.“ Und Tulsi sagt: „Alle sind unglücklich, sei es auf Grund körperlicher, finanzieller oder psychischer Probleme.“ Gibt es Hoffnung für den Menschen, glücklich zu werden? Wir streben doch alle nach Glück: Wir verdienen Geld, wir häufen uns Besitztümer an, wir bauen uns Häuser, wir heiraten, wir bekommen Kinder – all das mit einem einzigen Ziel: glücklich zu werden! Aber das Glück, das wir suchen, finden wir nicht. Das wirkliche Glück ist in Ihnen. Trotz all des äußeren Fortschritts sind wir also bislang nicht in der Lage, glücklich zu werden. Der Grund liegt darin, dass wir den dritten Aspekt, unser Selbst, den spirituellen Aspekt unbeachtet ließen. Wenn wir Gebete sprechen, in den heiligen Schriften lesen oder die eine oder andere Form von religiösen Bräuchen ausüben, sind das gute Taten. Schriften zu lesen und sich intellektuell zu entwickeln, ist lediglich Nahrung für den Kopf, für den Verstand; physische Nahrung erhält den Körper. Auf diese Weise wird man also körperlich und intellektuell stark. Aber welche Nahrung gibt man seiner Seele? Es gibt das Brot des Lebens und das Wasser des Lebens. Wenn wir das zu uns nehmen, können wir auch spirituelle, geistige Stärke entwickeln.
Woher können wir das Brot des Lebens bekommen? Tulsi sagt dazu: „Ihr solltet zu den Füßen eines Meisters sitzen – so könnt ihr glücklich werden.“ Ihr werdet das Brot des Lebens und das Wasser des Lebens erhalten. Vielleicht kennt ihr die Begebenheit, als Christus in Samaria an einen Brunnen kam. Dort begegnete er einer Samariterin, die einen gefüllten Wasserkrug auf dem Kopf trug. Er bat sie, ihm etwas Wasser zu trinken zu geben. Sie antwortete: „Sonderbar – wir sind Samariter, wir haben nichts mit euch Juden zu schaffen – warum bittest du mich um Wasser?“ Er sagte ihr daraufhin: „Wenn du wüsstest, wer es ist, der von dir Wasser haben wollte, so hättest du es ihm gegeben.“ Dann sagte Christus: „Dieses Wasser, das du trägst, stillt den Durst nur vorübergehend: Dein Durst kehrt wieder und wieder. Aber hättest du mich gebeten, hätte ich dir lebendiges Wasser gegeben, das deinen Durst für immer gestillt hätte.“ Ein andermal sagte Christus: „Ich bin das Brot des Lebens, und dieses Brot des Lebens kommt vom Himmel. Wer von mir isst und von mir trinkt, erlangt das ewige Leben“ (Joh. 6,48-58). Ein Meister – ihr könnt auch sagen, der menschliche Pol, durch den Gott spricht, oder das Sprachrohr Gottes – kann euch also das Brot des Lebens und das Wasser des Lebens geben. Was ist das Brot und Wasser des Lebens? Im Johannes-Evangelium könnt ihr lesen: „Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.“ Was ist das Wort? Gott ist wortlos. Der absolute Gott hat keine Form; als Er sich zum Ausdruck brachte, nannte man diese sich zum Ausdruck bringende Kraft die handelnde Gotteskraft, Wort, Naam oder Shabd. Sie ist die Ursache der gesamten Schöpfung. „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ Die gesamte Schöpfung kam erst nach dem Wort ins Sein. Wo ist dieses Wort? „Dein Wort wohnt im Himmel.“ Dieses Wort ist das Brot des Lebens, das vom Himmel gekommen ist. Der menschliche Pol (Meister), in dem sich das Wort materialisiert und offenbart, kann Ihre Seele mit dem Wort in Verbindung bringen, sie von Gemüt und Materie zurückziehen und Ihnen das Brot des Lebens geben. Sie können also nur glücklich sein, wenn Sie das Brot des Lebens und das Wasser des Lebens erhalten. Ich zitiere Ihnen diese Dinge aus der Bibel, weil sie Ihnen vertrauter ist (als andere heilige Schriften). Aber genau die gleichen Worte finden wir auch in den Aussagen anderer heiliger Schriften – natürlich in der jeweiligen Sprache.
Solange wir uns nicht spirituell entwickelt und das Brot des Lebens nicht erhalten haben, sind wir nicht glücklich. Es sind so viele Erfindungen gemacht worden, und jetzt leben wir mit der Gefahr eines Atomkrieges. Gott sei Dank, dass Sein Erbarmen uns bis jetzt beschützt hat! Unser eigener Verstand hat sich gegen uns gewendet! Hätten wir erst unser Selbst erkannt, dann würden alle Erfindungen zum Wohle der Menschheit eingesetzt. Aber weil wir wenig oder nichts über unser Selbst wissen, sind genau diese Dinge zu einer Bedrohung der Menschheit geworden. Wenn ein solcher Krieg eintritt, würde es das Ende der Welt bedeuten.
Nur im menschlichen Körper können wir das Brot des Lebens erhalten. Wer kann es Ihnen geben? Der, der das fleischgewordene Wort ist. Es ist Gott im Menschen, die handelnde Gotteskraft, die sich im Menschen offenbart, die Ihnen die Verbindung mit Gott, mit dem Wort, geben kann. Zu diesem Zweck haben wir uns verschiedenen Religionen angeschlossen. Sie stellen die grundlegenden Lehren dar, wie sie von den Meistern zu allen Zeiten gelehrt wurden. Wer diesen Meistern begegnete, konnte das Brot und Wasser des Lebens erhalten, indem er das Körperbewusstsein überstieg und lernte, sich von seinem Gemüt, seinem Körper und seinen nach außen gerichteten Sinnen zu lösen. Das ist eine Sache der reinen Selbstanalyse.
Das Wort „Religion“ kommt aus dem Lateinischen: „re“ heißt „zurück“ (oder „wieder“), und „ligio“ stammt von der Wurzel „ligare“, was „(ver-) binden“ heißt. Die wahre Bedeutung von „Religion“ ist also: „Die Seele wieder mit Gott (rück-) verbinden“. Es gibt den sozialen Aspekt der Religion: Jede Religion hat ihre Bräuche, Zeremonien und Formen des Gebets entwickelt. Diese auszuüben sind gute Taten. Die Religionen empfehlen, die Schriften zu lesen. Sie sind hervorragende Aufzeichnungen dessen, was die Meister, die in der Vergangenheit kamen, herausgefunden haben. Dort wird über ihre Erfahrungen berichtet, die sie mit Gott und auf ihrem Weg zur Selbsterkenntnis hatten. Welche Hindernisse ihnen begegneten, was ihnen geholfen hat – all diese Dinge sind darin sehr schön beschrieben. Man könnte sagen: Die Meister der Vergangenheit sprechen durch die Bücher. Das erweckt in uns ein Interesse, dieselben Erfahrungen zu machen, die sie in ihrem Leben hatten. Solange wir nicht dasselbe erfahren wie sie, können wir nicht wirklich zufrieden sein. So entsteht Erwachen in uns, der Wunsch, die Sehnsucht, uns weiter zu entwickeln. Die Schriften können also unser Interesse wecken, aber was sie nicht können, ist, uns die Erfahrungen zu vermitteln, von denen sie berichten. Zu beten und religiöse Bräuche auszuführen, ist etwas Gutes, es lässt in uns Liebe und Hingabe zu Gott entstehen. Es sind gute Taten, sie bereiten den Boden vor.
Kabir sagt: „Es ist ein Trauerspiel! Wir haben den menschlichen Körper erhalten, den höchsten in der ganzen Schöpfung, und nützen die goldene Gelegenheit nicht.“ Er sagt: „Oh Seele, wach auf! Wenn du nicht jetzt erwachst, wo du im menschlichen Körper wohnst, wann dann?“ Die alten Veden sagen dasselbe: „Erwache, erhebe dich und ruhe nicht, bis das Ziel erreicht ist!“ Genau dieselben Worte! Die Rishis vor Tausenden von Jahren verwendeten dieselben Worte wie Kabir vor etwa 500 Jahren.
Auch Guru Arjan Dev sagt dasselbe: „Wacht auf, steht auf, ihr seid auf der Reise zurück zu Gott! Warum verliert ihr Zeit?“ Was ist mit diesem Aufwachen gemeint? Wir schlafen, und zwar auf der Ebene des menschlichen Körpers und der nach außen gerichteten Sinneskräfte. Mit ihnen haben wir uns so sehr identifiziert, dass wir äußerlich wach sind und im Innern schlafen. Und diese Kraft, die uns im Körper hält, kennen wir nicht, doch sie ist in uns. Guru Arjan sagt: „Zwei Brüder wohnen im selben Haus, aber der eine Bruder redet nicht mit dem anderen.“ Wer sind die beiden Brüder? Die Seele und die Über-Seele. Sie ist die lenkende Kraft, die uns im Körper erhält. Ein anderer Heiliger sagt: „Die Seele und die Über-Seele – Gott – schlafen im gleichen Bett. Aber die Seele ist einfach so sehr mit den Sinnen und den Sinnesfreuden identifiziert, dass sie zwar im Äußeren wach ist, aber innerlich schläft. Und Gott wartet darauf, dass sie ihre Augen öffnet.“ Er sehnt sich danach, uns bei sich zu haben, aber wir haben keine Ahnung davon. Das Kind spielt draußen im Staub mit den anderen Kindern, und die Mutter wartet darauf, dass es nach Hause kommt, um von ihr Essen zu bekommen. So ungefähr ist es. Deshalb sagen die Meister: „Werdet wie die Kinder, denn ihrer ist das Himmelreich.“ Kleine Kinder haben Liebe für alle. Wenn man das Kind eines Königs mit einem Kind von der Straße alleine lässt, dann werden die beiden sich umarmen, sich lieben und miteinander glücklich sein. Sie machen keine Unterschiede. Für sie gibt es keine Standesunterschiede, kein hoch und niedrig. Und wir? Wir sind reich, wir sind gebildeter als andere, wir stehen höher, die anderen tiefer. Darum geht es, wenn es heißt: „Werdet wie die Kinder!“
Damit möchte ich sagen, dass es unser höchstes Ziel ist, Gott zu erkennen. Zu diesem Zweck haben wir uns unterschiedlichen Schulen – den Religionen – angeschlossen. Wir sollten sehen, ob wir dieses Ziel erreicht haben oder nicht. In allen Religionen sind Meister gekommen. Durch ein vergleichendes Studium der Religionen können Sie feststellen, dass sie alle dasselbe sagten, natürlich jeweils in der Sprache, die zu ihrer Zeit gesprochen wurde. Die Behauptung, dass ausschließlich eine bestimmte Religion zur Gotteserkenntnis führt, wird von der Geschichte nicht bestätigt. Die Meister haben gleichermaßen dargelegt, dass man für alle Menschen Achtung haben sollte. Und wer sind die Meister? – Es ist Gott, der durch sie spricht. Sie erklären: „Ich und mein Vater sind eins.“ Sie haben also die Tatsache erkannt, dass die Gotteskraft durch einen menschlichen Körper wirkt. Und wer die Wahrheit kennt, kann sie anderen zeigen: „Niemand kennt den Vater, denn der Sohn, und wem der Sohn es will offenbaren.“ Tulsi sagte: „Wenn du glücklich sein willst, dann sitze zu Füßen eines Meisters.“
Was ist ein Meister? Er ist ein Mensch wie Sie: Wie Sie hat er zwei Augen, zwei Ohren, zwei Hände und zwei Füße, er ist auf dieselbe Weise zur Welt gekommen, sein Körper ist genauso aufgebaut wie Ihrer. Aber es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen ihm und einem durchschnittlichen Menschen: Im Gegensatz zu ihm steht unsere Seele unter dem Einfluss des Gemüts, unser Gemüt steht unter dem Einfluss der Sinne, und unsere Sinne unterliegen der Anziehung der äußeren Vergnügungen. Wir können nicht nach Belieben über uns verfügen, wir sind nicht frei, sondern wir werden umhergezerrt, ob wir wollen oder nicht. Guru Arjan hat diesen Zustand mit einem Vergleich veranschaulicht: Stellt euch vor, eine Hausherrin hat einige Dienerinnen, und keine der Dienerinnen gehorcht ihren Anordnungen. Wie wird es in dem Haus aussehen, wenn sich niemand darum kümmert, was die Hausherrin sagt? Das erste ist also, dass die Diener, die uns zur Verfügung gestellt wurden, unseren Anordnungen gehorchen müssen. Wir sollten nicht von ihnen heruntergezogen werden, sondern sie sollten unter unserer Kontrolle sein. Wir sind der Bewohner dieses Hauses – die Hausherrin. Fünf Diener wurden uns gegeben: die nach außen gerichteten Wahrnehmungskräfte. Es sind fünf Sinneskräfte, die mit dem Bewusstsein in Verbindung stehen und durch die fünf äußeren Sinnesorgane wirken: Der Sehsinn durch die Augen, der Gehörsinn durch die Ohren, der Geruchssinn durch die Nase, der Geschmackssinn durch die Zunge und der Tastsinn durch die Haut. Diese fünf Diener haben uns bisher jeden Augenblick unseres Lebens nach außen gezogen. Manchmal spüren wir, dass wir etwas Bestimmtes nicht tun wollen, aber wir werden unwiderstehlich von ihnen mitgezogen. Als erstes müssen wir also diese Diener unter unsere Kontrolle bringen. Sie sollten in der Lage sein, auch mit offenen Augen nicht zu sehen, wenn Sie nicht wollen. Sie sollten Ihren Sehsinn im Griff haben. Ihre Ohren sind offen, doch Sie sollten über Ihren Gehörsinn bestimmen können. Selbst wenn Sie mitten in einer Menschenmenge sitzen, sollten Sie in der Lage sein, nichts zu hören.
Wissen Sie, wie der menschliche Wille wirkt? Über die Aufmerksamkeit, sie ist der äußere Ausdruck unserer Seele. Nur durch die Aufmerksamkeit können die Sinneskräfte arbeiten. Sie kennt es aus Ihrem täglichen Leben: Manchmal, wenn Sie sehr konzentriert sind, wenn Ihre Aufmerksamkeit völlig in etwas vertieft ist, hören Sie nicht, wenn jemand ruft, obwohl Ihre Ohren offen sind. Manchmal sieht man etwas nicht, obwohl die Augen offen sind. Von Newton wird berichtet, dass einmal eine Kapelle an ihm vorbeizog, als er gerade darin vertieft war, ein mathematisches Problem zu lösen. Kurz darauf fragte ihn jemand, ob die Kapelle vorbeigezogen sei, und er antwortete: „Ich weiß es nicht.“ Manchmal passiert es, dass jemand kommt, sich neben Sie setzt und wieder geht, aber da Sie so konzentriert sind, merken Sie nicht, wer kam oder ging. Woran liegt das? An der Aufmerksamkeit. Wenn Ihre Aufmerksamkeit, der Ausdruck Ihrer Seele, auf etwas konzentriert ist, können die nach außen gerichteten Sinneskräfte nicht arbeiten.
Das erste ist also, Kontrolle über unsere nach außen gerichteten Sinne zu erlangen. Das ist möglich, wenn Sie eine Sache kontrollieren: Ihre Aufmerksamkeit. Was geschieht, wenn Sie ihre Aufmerksamkeit ganz diszipliniert auf etwas Bestimmtes richten können? Die nach außen gerichteten Sinne, Ihre Diener, werden Sie nicht ablenken. Jetzt lassen wir unsere Augen schweifen, sehen eine schöne Landschaft, und das übt eine große Anziehungskraft aus. Sie kennen die Gewohnheit, irgendwohin zu gehen, um schöne Landschaften oder einen Film im Kino zu sehen. Sie wollen eigentlich nicht dorthin gehen, aber Ihre Füße schlagen den Weg ein. Die Gewohnheit wird zur Natur. So ist es im allgemeinen. Wir müssen die Kontrolle über die nach außen gehenden Sinne haben, nur dann sind wir fähig, uns von außen nach innen zurückzuziehen, um Gott zu finden.
Wo ist Gott? Wir suchen Ihn in den Schriften. In den Schriften werden die Erfahrungen der vergangenen Meister wiedergegeben, die Gott fanden. Wo fanden sie Ihn? Sie sagten: „Klopft innen an. Er ist die Seele eurer Seele. Ihr wohnt im Körper, und diese Kraft wohnt ebenso in euch.“ Um das zu finden, was Sie suchen, müssen Sie dorthin kommen, wo es sich befindet. Der direkteste Zugang zu Gott liegt in uns. Er ist die Kraft, die uns direkt im Körper hält. Wann kann man sich nach innen wenden, um Ihn zu sehen? Wenn wir uns von außen zurückziehen. Die Voraussetzung dazu ist, dass wir fähig sind, unsere Aufmerksamkeit auf bestimmte Weise zu konzentrieren, um sie unter Kontrolle zu haben. Verstehen Sie? Das ist eine Sache. Wenn man aus der brennenden Sonne in die kühle Vorhalle eines Gebäudes kommt, fühlt man sich erfrischt. Natürlich fühlen Sie sich erfrischt, (wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit konzentrieren,) aber das reicht nicht aus. Sie müssen sich über die Sinne erheben. Dort finden Sie Gott. Zuerst muss man sich von außen zurückziehen. Der beste Weg, der einfachste und natürlichste, der von Gott geschaffene Weg dahin ist, die Aufmerksamkeit zu kontrollieren und sich so von außen zurückzuziehen. Aber Sie können es nicht. Es ist schwierig. Ich werde Ihnen ein Beispiel geben. Ein Kind wird in einem dunklen Zimmer eingesperrt. Was tut es? Es wird gegen die Tür schlagen und schreien. Findet es jedoch etwas sehr Interessantes, das es anzieht, wird es ruhig sein. Ähnlich ist es auch mit dem Gemüt. Warum bleibt es nicht im Innern, sondern geht nach außen? Weil es in den äußeren Dingen seine Freude sucht. Die äußeren Vergnügungen können in zwei Bereiche eingeteilt werden: zum einen schöne Dinge für das Auge und zum anderen anziehende Klänge, Gesang und Musik. Das sind die Dinge, die vor allem unsere Aufmerksamkeit immer nach außen ziehen, und da das Tag für Tag geschieht, ist uns diese tägliche Wiederholung zur Gewohnheit geworden, und die Gewohnheit wurde uns zur Natur. So müssen wir diese Gewohnheit auflösen. Das aber können wir nur, wenn wir etwas Anziehenderes, viel Schöneres in uns finden, das mehr Geschmack hat – und das hält Gott in Ihnen bereit – es liegt in Ihnen. Was ist das? Gott ist das Wort, die Kraft, die Ihre Seele im Körper erhält. Das Wort, die wirkende Gotteskraft, hat zwei Aspekte: Gott ist Licht, und Gott ist die süße Symphonie der (Sphären-) Klänge.
Wenn Sie sich also von außen zurückziehen und das Licht Gottes sehen, das bereits in Ihnen ist, und die Stimme Gottes hört, die überaus anziehend ist, wenn Sie diese Freude in Ihnen kosten, werden Sie von selbst alles Äußere loslassen. Es ist etwa so, wie wenn man zwei Gläser mit Wasser füllt und in das eine einen oder einen halben Löffel Zucker, in das andere vier oder fünf Löffel Zucker gibt. Wenn man das erste Glas probiert, wird es süß schmecken, und man wird es austrinken wollen. Aber wenn man einmal einen Tropfen aus dem zweiten Glas probiert habt und dann noch einmal vom ersten kostet, schmeckt es einem nicht mehr. Man kann dem Gemüt keinen Vorwurf machen, denn wir selbst haben ihm diese äußeren Dinge gegeben, und darüber hinaus kennt das Gemüt nichts Höheres, das größere Süße hätte.
Wenn Sie zu einem Meister kommen, wird Er Ihnen helfen, sich von außen zurückzuziehen; Er ist kompetent, Ihre Seele über die Sinne zu erheben, Er kann Sie über den eisernen Vorhang des menschlichen Körpers erheben und das innere Auge öffnen, und dann sehen Sie das Licht Gottes, das überaus schön und anziehend ist. Ebenso öffnet Er das innere Ohr, so dass man die Stimme Gottes hören kann, die himmlischen Symphonien, die Musik der Sphären. Sie sind wunderbar und sehr anziehend – alle Schönheit und Herrlichkeit liegt in Ihnen. Die Astralebene ist schöner als die physische Ebene, und die Kausalebene ist noch schöner als die Astralebene. Übersteigen Sie alle diese Ebenen, übertrifft der Bereich jenseits davon alles an Schönheit und Anziehung. Tulsi, ein großer Heiliger des Ostens, berichtet uns, dass er in die dritte Ebene, Brahmand, ging. Er sagte: „Diese Ebene ist wunderschön.“ Weiter sagte er: „Als ich Brahmand überstieg, dachte ich: ‚Brahmand oder die dritte Ebene war wie ein schmutziger Waschraum.‘ „
Das also kann man im Inneren erfahren. Wenn die Meister von der überwältigenden Schönheit im Inneren sprechen, glauben wir es nicht. Christus sagte: „Seht, ihr glaubt nicht, was ich über äußere Dinge sage. Wie könntet ihr glauben, wenn ich über die Himmel spreche?“ Verstehen Sie? Dies ist etwas, das in Ihnen liegt: das Licht Gottes und das Wort Gottes, die Stimme Gottes. Sie finden Hinweise darauf in den Schriften: „Wenn ihr die Tore des Körpertempels schließt, werdet ihr das himmlische Licht sehen.“ – „Wenn dein Auge einfältig ist, wird dein ganzer Körper voller Licht sein.“ Andere drücken es so aus: „Wenn eure nach außen gerichteten Sinne nach innen gewandt werden, seht ihr das Licht.“ Sie brauchen es nicht zu erschaffen, zu visualisieren oder als Vorstellung mit in die Meditation zu nehmen, es geht einfach darum, sich nach innen zu wenden, innen „anzuklopfen“, wie Emerson es ausdrückte, nach innen zu schauen und sich über die Sinne zu erheben – und Sie werden es finden.
Sie können feststellen, dass die äußeren Orte der Gottesverehrung nach dem Vorbild des menschlichen Körpers gebaut wurden. Die Hindutempel sind dem Kopf nachgebildet, und man findet darin die Symbole von Licht und Ton: Die Glocke läutet, und die Kerzen brennen. Gehen Sie in die Kirchen, sie sind kreuzförmig (im Grundriss) oder nasenförmig gebaut. Dort finden Sie brennende Kerzen und Glockengeläut. Wenn in den Hindutempeln gebetet wird, wird eine Kerze entzündet und eine Glocke geläutet. Diese Abbilder (des Menschen) wurden errichtet, um uns zu zeigen, dass dieses Licht- und Tonprinzip in uns erklingt. Man findet es, wenn man innen anklopft, wenn man sich nach innen wendet. Derjenige, den wir finden müssen, ist bereits in uns. Er ist die Kraft, die unsere Seele im Körper erhält. „Oh unwissender Mensch, warum suchst du am falschen Ort? Warum nimmst du nicht den kürzesten Weg und suchst Ihn dort, wo Er ist – ganz nah bei Dir.“ Wenn Ihr inneres Auge geöffnet ist, sehen Sie, wo Sie sind.
Kommen Sie zu einem Meister, gibt Er Ihnen die Erfahrung, wie man innen anklopft, sich von außen zurückzieht und das Laboratorium des menschlichen Körpers betritt; Er gibt Ihnen eine anschauliche Erfahrung, und Sie könnt dann bezeugen, dass es so ist. Wann geschieht das? Wenn man die Initiation erhält. Bevor wir diese Erfahrung erhalten, sind wir blind. Wer ist ein Blinder? Die Meister definieren es so: „Nicht die sind blind, die kein Augenlicht haben, sondern die, die zwar physische Augen haben, deren inneres Auge aber geschlossen ist.“ Aus der Geschichte können Sie ersehen, dass alle Meister, wenn sie in die Welt kamen, den Menschen die „Augen“ öffneten – diese Art von „Augen“.
Bevor man zu ihnen kam, war man blind und sah das Licht Gottes nicht. Ihre Augen waren versiegelt. Er bricht das Siegel, und Sie beginnen, Licht zu sehen. Wenn Sie zurückkehren, sind Sie ein Mensch mit (sehenden) „Augen“. Wenn Sie jetzt Ihre Augen schließen, sehen Sie Dunkelheit im Innern. Setzen Sie sich aber nach der Initiation hin, finden Sie Licht im Innern, wann immer Sie sich auch zur Meditation setzen mögen. Ist das nicht ein großer Unterschied? Wenn Sie zum Meister kommen, sind Sie taub. Er zerbricht die Siegel Ihrer Ohren, und Sie beginnen, die himmlischen Symphonien voller Süße zu hören. Welch ein Segen ist es, einen lebenden Meister zu haben, der kompetent ist, Ihnen diese Erfahrung zu geben, so dass Sie damit beginnen können. Denken Sie daran, dass die Meister keine falschen Versprechungen geben! Sie sagen nicht, dass man diese Dinge erst nach dem Tod sehen kann. Wer weiß, ob Sie es dann sehen können oder nicht, ob Sie es dann bekommen oder nicht? Sie wollen uns etwas in der Praxis geben, bar – nicht auf Kredit! Sie sagen: „Wer etwas in diesem Leben gelernt hat, behält dieses Wissen auch nach dem Tod. Bleibt man unwissend, solange man in der Welt lebt, wird man nicht dadurch gebildet, dass man den Körper verlässt.“
Sie sind jetzt in diesem Zimmer. Wenn Sie das Zimmer verlassen, sind Sie genau derselbe wie vorher, als Sie im Zimmer waren. Deshalb ist es eine Notwendigkeit, diese Erfahrung während des Lebens zu erhalten. „Ein Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach!“ Die Meister geben Ihnen „Bargeld“, sie geben Ihnen etwas, dass Sie diese Erfahrung während des Lebens machen können. Sie sagen sogar: „Glaubt nicht den Worten der Meister! Glaubt auch nicht an die Schriften.“ Ihr könnt sie als Experimentiergrundlage ansehen, aber Sie werden solange nicht überzeugt sein, bis Sie die gleiche Erfahrung selber gemacht haben. Das also tun die Meister. Ebenso wie ein Arzt auch ein Mensch ist, der sich seine Kenntnisse aus dem Studium der Anatomie erworben hat, so scheint in ähnlicher Weise der, der sich über das Körperbewusstsein erhoben hat und das Licht Gottes sieht und die Stimme Gottes hört, von außen ein gewöhnlicher Mensch wie Sie zu sein, aber er hat Kompetenz. Wenn er möchte, übersteigt er das Körperbewusstsein und geht nach innen. Wenn dann jemand zu ihm kommt, zu Gott in ihm – Er ist Gott im Menschen und ein Mensch in Gott –, hilft Gott in ihm anderen, die gleiche Erfahrung zu erhalten. Um also das Rätsel des Lebens zu lösen, ist es erforderlich, zu jemandes Füßen zu sitzen, der das Rätsel des Lebens gelöst hat. Um Gott zu erkennen, müssen Sie mit jemandem zusammen sein, der Gott kennt. Von Gott zu sprechen ist etwas anderes als Gott zu kennen. Vom Reichtum zu sprechen, ist etwas anderes als reich zu sein, über Gesundheit zu sprechen ist nicht dasselbe, wie gesund zu sein.
Wann immer Meister kamen, gaben sie diese praktische Erfahrung. „Der Sohn kennt den Vater und der, dem der Sohn es offenbart.“ Der Lehrer eines Menschen muss ein Mensch sein. Wird ein Kind geboren, ist die Mutter sein Lehrer, ebenso sind es seine Geschwister. Geht das Kind später in die Schule, um etwas zu lernen, so sind dort Lehrer. Auch sie sind Menschen. Wenn Sie sich in einer bestimmten Richtung entwickeln möchten oder ein bestimmtes Fach studieren wollen, suchen Sie natürlich nach jemandem, der darin Experte ist. Im Bereich der äußeren Welt hängt die Erkenntnis von den physischen Sinnen ab. Wenn man jedoch Gott erkennen möchte, der jenseits aller Sinne ist, unergründlich und nicht definierbar und außer Reichweite unseres Intellekts, sollte man nicht jemanden brauchen, der einem dabei helfen kann? Bedenken Sie das und entscheiden Sie das im Innersten Ihres Herzens! Wir brauchen jemanden, um diese Erfahrung zu machen. Wir brauchen jemanden, der kompetent ist, Sie für eine Weile zu erheben und Ihr inneres Auge zu öffnen. Sie beginnen, Licht zu sehen und können davon augenblicklich Zeugnis ablegen – mag es nun mehr oder weniger sein, entsprechend der Vergangenheit eines jeden Menschen.
Der Mensch ist in der Entwicklung. Deshalb sagte Christus seinen Schülern: „Ihr seid gesegnet, denn ihr könnt Dinge sehen, die die alten Propheten und Weisen nicht sehen konnten, trotz all ihrer Anstrengungen. Ihr hört Dinge, die die alten Propheten und Weisen nicht hören konnten.“ Dann sprach er zu ihnen: „Was euch im Geheimen gesagt wurde, ruft von den Hausdächern!“ Und Sie haben die Wahrheit gefunden. Lösen Sie das Rätsel des Lebens und richten Sie die Aufmerksamkeit derer darauf, die auf der Suche nach Gott sind.
Wir sind begünstigt, den menschlichen Körper zu haben. Wir haben uns verschiedenen Geistesschulen angeschlossen, um Gott zu erkennen. Jetzt sollten wir überdenken, ob wir das erreicht haben, was ich Ihnen eben dargelegt habe, von dem alle Meister sprachen, und was sie denen gaben, die deswegen zu ihnen kamen. Wenn Sie es erhalten konnten, sind Sie sehr begünstigt. Wenn nicht – so haben Sie doch den ersten Schritt bereits getan. Dazu ist es nicht nötig, die Religionszugehörigkeit zu wechseln. Bleiben Sie, wo Sie sind, denn diese Lehre ist dort bereits vorhanden. Es gibt nur eine Wahrheit. Alle Meister der Vergangenheit sprachen von dieser einen Wahrheit. Jetzt brauchen Sie jemanden, der Ihnen einen Schritt weiterhelfen kann. Sie lesen die Schriften – gut. Doch selbst um die genaue Bedeutung der Schriften zu verstehen, brauchen Sie jemanden, der diesen Weg gegangen ist, denn die Meister sprechen von dem, was sie selbst gesehen haben. Wenn wir nun darangehen, die Schriften auf der Ebene des Intellekts zu interpretieren, können wir ihnen nicht voll gerecht werden. Finden Sie jemanden, der den Weg gegangen ist, der die gleiche Erfahrung in seinem Leben bereits gemacht hat, so wird er Ihnen die richtige Bedeutung aufzeigen können. Angenommen, Sie sagen: „Das ist eine Uhr.“ Wenn Sie das Wort „Uhr“ gebrauchen, meinen Sie damit eine Uhr, nicht einen Hund, ein Haus, einen Elefanten oder ein Gebäude. Intellektuelle machen aus einer Sache unterschiedliche Versionen. Wenn Sie die eigentliche Bedeutung der Schriften verstehen wollen, brauchen Sie jemanden, der den Weg gegangen ist. Bestimmte Zeremonien und Rituale auszuführen hilft uns, Liebe und Hingabe in uns zu entwickeln. Das ist der erste Schritt. Das sind gute Taten. Den ersten Schritt haben Sie getan, jetzt machen Sie den nächsten Schritt, um sich über das Körperbewusstsein zu erheben. „Lernt zu sterben, damit ihr zu leben beginnen könnt!“ Sie werden einwenden: „Wie können wir sterben?“ Paulus sagte: „Ich sterbe täglich.“ Guru Nanak sprach: „Lerne hundertmal am Tag zu sterben.“ Muslimische Heilige sagen es und alle anderen ebenso. Zum zweiten Mal oder in das Jenseits geboren zu werden ist eine praktische Erfahrung. Sie sagen: „Öffne das innere Auge, welches das Licht sieht, das dort bereits ist.“
Ich bin also nicht hier, um für eine neue Religion einzutreten. Bleiben Sie, wo Sie sind. Seien Sie wahre Christen! Was sagte Christus? „Öffnet das innere Auge und seht das Licht Gottes in euch!“ Wer das Licht Gottes sieht, ist ein wahrer Christ. Wenn man aber das Licht Gottes nicht gesehen hat? Wir haben uns dieser Geistesschule angeschlossen, sind aber noch nicht wahre Christen geworden. Ebenso ist der ein Sikh, der das Licht Gottes sieht. Sie mögen die äußeren Formen ihrer Religionen praktizieren, das ist der erste Schritt. Zu einer Religion zu gehören ist ein Segen, und doch müssen wir einen Schritt weitergehen und uns darüber erheben. Wenn wir in keiner Religionsgemeinschaft leben, verfallen die Werte oder man müsste eine neue Religion gründen. Warum nicht in den Religionen bleiben, die den Test der Zeit bestanden haben? Wenn es in bestimmten Bereichen Abweichungen von der eigentlichen Lehre gibt, lassen Sie es beiseite und leben Sie entsprechend den wahren Lehren, wie sie die Meister immer wieder von neuem darlegten. Wie ich Ihnen bereits sagte, bin ich nicht gekommen, um für eine neue Religion einzutreten. Bleiben Sie, wo Sie sind! Es geht um die Wahrheit, die alle Meister verkündeten. Versuchen Sie nur, jemanden zu treffen, der den Weg kennt. Sie brauchen einen Lehrer in jedem Lebensbereich, was auch immer Sie lernen wollen. Lasst uns zu den Füßen des Meisters sitzen. Er ist Ihr wirklicher Freund, Ihr wahrer Bruder, und er ist fähig, Ihnen eine Erfahrung zu geben. Aller Dank gebührt Gott – kein Menschensohn kann diese Arbeit tun. Doch Gott, der sich in ihm offenbart, ist kompetent, Sie zu erheben und Ihnen eine Erfahrung Ihres eigenen Selbst zu geben.
Man hat mich gebeten, einige Worte zu sprechen, und ich habe Ihnen die Essenz von dem, was ich weiß, in wenigen Worten mitgeteilt, nach bestem Wissen. Sie sollten darüber in Ruhe nachdenken. Wenn Sie wirklich Sehnsucht, Hunger und Durst nach Gott haben, dann ist es Gott allein, der die Vorbereitungen trifft. Er wird Sie dorthin bringen, wo Sie auf den Weg gestellt werden können. Wenn Meister kommen, sehen sie die Menschen als verkörperte Seelen und nicht als Angehörige der einen oder anderen Religion. Deshalb ist es die erste Aufgabe eines Meisters, alle Kinder Gottes zu vereinen – nicht ihre Religionen zu verschmelzen, sondern die Menschen in der Religion zu lassen, in der sie sind. Erheben Sie sich über das Körperbewusstsein und kommen Sie zur Wahrheit. Der Meister hat die Kompetenz, Sie zu erheben, und man erhält eine Erfahrung, mit der man beginnen kann.