Töchter des Punjab

Geburtstag von Biji Surinder Kaur

Kirpal Sagar kann dank der Lockerungen der Reisebedingungen wieder mehr Gäste empfangen, und so war bei den alljährlichen Feierlichkeiten zum Geburtstag von Biji Surinder Kaur am 10. März auch eine Reisegruppe aus dem Westen dabei. Am Morgen kam man im Hof des Langar-Gebäudes zusammen.

Zum feierlichen Beginn hörte man die Aufnahme einer Ansprache Sant Kirpal Singhs auf Hindi. Er sprach über Gott als dem Schöpfer von allem und erklärte anhand des Bibelzitats „Am Anfang war das Wort…“, dass das Wort oder Shabd, die Kraft ist, die alles erschaffen hat und erhält.

Sant Kirpal Singh hatte Bijis Leben geprägt, und zusammen mit Dr. Harbhajan Singh hatte sie alles getan, um seine Mission zu erfüllen. So folgte eine Aufnahme von Dr. Harbhajan Singh, in der er auch auf die Bedeutung des Geburtstags einging als eine Gelegenheit, über uns selbst nachzudenken und unsere Schwächen zu beseitigen. Dabei rief er auf, nicht engstirnig zu sein, sondern ein großes Herz zu haben. Weiter sprach er darüber, dass der Meister die Shabd-Form im Inneren ist, die uns immer begleitet.

Er erinnerte daran, dass Sant Kirpal Singh 1963 nach der Kubakrise in Amerika gefragt wurde, ob der dritte Weltkrieg komme. Er gab zur Antwort: „Der Vater kann seine Kinder nicht sterben sehen.“

Dann hörte man Biji sprechen, über den Duft der Spiritualität und den Durst der Seele und über Anahat Bani, den inneren Ton. Ihre besondere, schöne Sprache ist voller Anziehungskraft, selbst wenn man die Worte auf Punjabi nicht versteht.

Der Musiklehrer der Kirpal Sagar Academy sang anschließend zwei Hymnen (Shabads) über die Mutter und insbesondere die zweite war so tiefgehend, dass alle Tränen in den Augen hatten.

Zum Abschluss sprach Karamjit Singh, Chairman von Kirpal Sagar, und erzählte unter anderem vom letzten Satsang von Biji und wie sie damals, 2016, noch trotz ihres gesundheitlichen Zustands am Programm teilnahm und dann ins Krankenhaus kam. So liegen der Geburtstag und der Tag, an dem sie ging, ganz nahe zusammen. Sie hatte Kirpal Sagar immer im Herzen, es war der Auftrag Sant Kirpal Singhs, es als Plattform für alle zu errichten.

„Töchter des Punjab“-Programm

Nach einem gemeinsamen Essen begaben sich alle zum „Biji da Vehra“, dem kleinen Kulturzentrum, für das Biji noch selbst den Grundstein gelegt hatte. Damit begann das Programm zum alljährlichen Tag der „Töchter des Punjab“.

Biji lag die Frauenförderung besonders am Herzen. Bereits in der Zeit vor Kirpal Sagar hatten sie und Dr. Harbhajan Singh immer wieder verwaiste oder bedürftige Mädchen privat aufgenommen und sie in allen Lebensbereichen unterstützt.

Ihre Intention war immer, dass sich die Frauen umfassend entwickeln und die Spiritualität über die Familie in die Gesellschaft hineintragen sollten. Dafür war Biji selbst das herausragende Beispiel, im höchsten spirituellen Sinn ebenso wie als Mutter, liebevolle und versierte Hausfrau, und nach Dr. Harbhajan Singh, als Organisatorin des gesamten Projekts. Mit ihrer menschlichen Größe beeindruckte sie jeden, der das Glück hatte, sie kennenzulernen.

Der Wettbewerb „Töchter des Punjab“ war 2022 pandemiebedingt etwas kleiner angelegt als sonst. Schon Tage im Voraus war Kirpal Sagar auf Hochglanz gebracht und von den Schülern und Schülerinnen der Kirpal Sagar Academy farbenfroh geschmückt worden. Nun präsentierten ca. 20 Teilnehmerinnen aus der Region mit viel Talent und Begeisterung landestypische Tänze, Lieder und kleine Theaterszenen, zeigten Kulturtechniken wie z.B. Hennabemalung und die Zubereitung von Chapatis (Fladenbroten) und nahmen Stellung zu zufällig gezogenen Themen.

Eine junge Frau sprach z.B. sehr schön darüber, dass wahres Glück nicht davon abhängt, ob man ein Haus und ein Auto hat, sondern dass es auf innere Zufriedenheit ankommt. Auch sei es wichtiger, liebevoll Zeit miteinander zu verbringen, als sie in den Sozialen Medien zu vertun.

Wie immer führte die Sängerin und Kulturbeauftragte des Punjab Mrs. Sarabjit Mangat souverän durch das Programm. Preisrichterinnen waren Dr. Jaspreet Kaur, Dr. Ramniq und Prof. Surinder Kaur, alle Expertinnen der Punjab-Kultur.

Es schlossen sich verschiedene Ansprachen auf Punjabi an, als erstes über die Bedeutung von Kirpal Sagar und seinen Einrichtungen mit einer kurzen Lebensbeschreibung von Biji Surinder Kaur.

Karamjit Singh nahm auch das Thema Glück auf und dass Frieden des Gemüts von innen kommt und sprach von der inneren Verbindung zu Licht und Ton und ihrer Bedeutung. Er erzählte, wie es war, als Sant Kirpal Singh 1973 die Farm besuchte, von der Kirpal Sagar ausging, und von anderen Begebenheiten mit Sant Kirpal Singh und Biji.

Karamjit Singh, Aashmeen Shahi

Als Gast sprach eine ehemalige Schülerin der Kirpal Sagar Academy, Dr. Aashmeen Shahi. Sie erzählte bewegt, wie sie mit Biji über ihre Zukunft gesprochen hatte. Sie konnte sehr gut singen und wollte Sängerin werden. Biji riet ihr, sie solle zuerst Ärztin werden, danach könnte sie immer noch Sängerin werden. Sie hielt sich an diesen Ratschlag, wurde Notfallmedizinerin und tatsächlich gelang ihr auch noch eine Karriere als Sängerin. Aus der Art, wie sie sprach, konnte man spüren, wieviel Respekt sie vor Biji hat und wie sehr sie auf das vertraut, was sie ihr gesagt hatte, und wie dankbar sie ihr ist.

Nach den Ansprachen wurde in dem Innenteil des Gebäudes, der wie in einem Dorf mit einer Lehmküche und Charpoy-Betten etc. eingerichtet ist, zum Essen eingeladen. Es gab die für den Punjab typischen Gerichte Rapsspinat, Mais- und Tandoorichapatis, Dal (Linsen), Joghurt und einen Nachtisch, die auch Biji in den Anfangsjahren gerne den Besuchern aus dem Westen serviert hatte.

Neben Tanz und Gesang sollen verstärkt traditionelle handwerkliche Fähigkeiten gezeigt werden. Als erste Anregung war ein Töpfer anwesend, der vorführte, wie man die kleinen Öllämpchen aus Ton herstellt, die man hier überall kennt.

Zurück auf der Bühne verkündete die Jury die Siegerinnen. Harshdeep Kaur vom Government College Ludhiana wurde zur „Tochter des Punjab 2022“ gekürt, den zweiten und dritten Platz belegten Ramanpreet Kaur aus Banga und Harman Jaswal aus Phagwara. Die jungen Frauen sahen alle sehr glücklich aus, und im persönlichen Gespräch betonten sie, wie sehr ihnen Kirpal Sagar gefallen habe und dass sie sehr gerne wiederkommen wollten.

Aktivitäten außerhalb der Programme

Wie immer macht es große Freude, in Kirpal Sagar mitzuhelfen und es gemeinsam ein wenig voranbringen zu können. Meist beginnt der Tag frühmorgens in aller Stille mit der Reinigung des Rundgangs um das Sarovarschiff. Nach dem Frühstück sucht man sich eine Arbeit, die einem liegt oder mit der man sich auskennt. Aktuell wurde die Renovierung der Goldbeschichtung auf den Symbolen der Einheit, die zuletzt unter einem heftigen Hagelschauer zusätzlich gelitten hatte, wieder aufgenommen.

Das Waschen und Neuarrangieren der Kunstblumen, die viele Räume in ganz Kirpal Sagar schmücken, führt in die verschiedensten Ecken. Man trifft dabei auf die indischen Mitarbeiter, die ihrerseits ihre täglichen Pflichten erfüllen, von der Reparatur der Sarovarumrandung über die Arbeit in der Gemeinschaftsküche hin bis zum Versand der monatlichen Broschüre.

Feierlichkeiten zum 19. März

In Gedenken an Biji Surinder Kaur versammelten sich alle am Morgen des 19. März in der Bibelecke des Sarovars. Das Programm dauerte etwa vier Stunden und begann wieder mit Aufnahmen von Sant Kirpal Singh, Dr. Harbhajan Singh und Biji Surinder Kaur. Ein Thema war, dass bei einem wahren Gebet Herz und Kopf übereinstimmen müssen, und Sant Kirpal Singh zitierte dabei die Aussage aus dem Guru Granth Sahib (Heilige Schrift der Sikhs): „Pita Kirpal aagya…“, „Der Vater Kirpal, der Barmherzige, hat angeordnet, dass Seine Kinder alles erhalten sollen, was sie sich von Herzen wünschen.“

Es folgten mehrere Ansprachen von indischen Vertretern von Unity of Man. Einer von ihnen sang und sprach unter anderem darüber, wie die Mutter das Kind entwickeln kann. Er nahm Bezug auf das Holifest, das am Vortag gefeiert wurde, und erklärte, dass mit der Farbe zu werfen bedeutet, in der Farbe Gottes gefärbt zu werden und nicht in der Farbe des Gemüts, in dem sich Hass, Ärger oder Stolz verbergen. Hass sollten wir in Liebe verwandeln und voller Demut sein und die Farbe der Liebe und des inneren Wissens annehmen.

Danach sangen einige InderInnen sehr liebevoll Shabads, die sie teilweise selbst gedichtet hatten, und sprachen auch von ihrer Zeit mit Biji und was sie ihnen bedeutete. Alle stellten sie als praktisches Beispiel für Gurbhakti (Hingabe) und Gursewa (selbstloser Dienst) heraus und schilderten ihren unermüdlichen Einsatz ohne Rücksicht auf die eigene Person.

Bei solchen Anlässen erlebt man, wie tief verankert in der dortigen Kultur das Singen ist. Oft wird spontan gesungen, wo Worte nicht reichen. So war es, als ein Mann in einem Shabad ausdrückte, dass in der Erinnerung an Biji unser Herz weint – alle empfanden sichtlich dasselbe.

In einem anderen Shabad hiess es, dass Gott jemanden fragte, “Was brauchst Du?“ und er zur Antwort gab: „Ich brauche eine Mutter, die mir in dieser Welt und in der nächsten von Hilfe ist.“ Karamjit Singh, Bijis Sohn, bezog sich darauf und erzählte in bewegten Worten, wie es damals war, als Biji im Krankenhaus war und dass sie glücklich zurückgehen konnte.

Am Ende machten alle zusammen noch einen Rundgang um den Sarovar, so wie auch in Bijis physischer Zeit. Und kaum kam die Erinnerung, wie schön es immer war, wenn dann Pushpa, Bijis Vertraute, gemeinsam mit dem Sangat gesungen hatte, begann auch schon eine Frau zu singen und die anderen Frauen stimmten ein.

Biji Surinder Kaur im Sarovar, 2001